Das Datum stand fest, das Ziel war klar und die Hütte war reserviert. Die Besteigung der Großen Zinne über den Normalweg war vergangenes Wochenende geplant.
Doch es war wieder einmal, wie so oft im Leben: Plan und Realität lassen sich nicht immer übereinanderlegen und gehen eben ihre eigenen Wege … Denn die von Bergbegeisterten nie zu einhundert Prozent einkalkulierbare Größe namens Wetter schlug mit voller Gewalt zu. Bereits eine Woche vor der geplanten Tour auf die 2.999 m hohe Große Zinne deutete sich an, dass das Wetter nicht mit Sonne glänzen wird. Als dann zwei Tage vorher die Aussicht auch noch Regen und Schnee bei an den Gefrierpunkt reichenden Temperaturen versprach war klar: Die Besteigung ist nicht wie angedacht umsetzbar.
Doch was machen mit einem bei fünf Freunden nun verfügbaren freien Wochenende? Eine Alternative musste her. Schnell. Das Bergwetter beschäftigte uns also die nächsten Stunden. Die eigentlich ernüchternde Bilanz: Der komplette Alpenraum wird von Regen durchzogen sein.
Also ab in den Süden. Nach reichlichen Überlegungen stand erneut das Ziel der letzten Jahre für einen Wochenendtrip fest: Gardasee – genauer das Klettermekka Arco. Wetter versprach rund 20 °C und, wenn überhaupt, nur einen bis zwei Liter Regen am Freitag. Eine Unterkunft konnte auch schnell noch organisiert werden und der Abfahrt Donnerstagnacht stand somit nichts mehr im Wege.
Nach gut 9 Stunden Fahrt kamen wir auch in den doch schon bekannten Straßenzügen an. Doch irgendetwas stimmte nicht … es regnete! Verdammt. Also einen Kaffee beim Bäcker um die Ecke und dann die Schlüssel für das Zimmer abholen. Anschließend müsste die angesagte Regenmenge ja vorbei sein. Leider weit gefehlt. Es hörte einfach nicht auf. Anstatt ein bis zwei Liter Regen am Tag, waren es scheinbar ein bis zwei Liter Regen in der viertel Stunde.
Was also tun, wenn die Wände zum Klettern zu nass sind und auch Regenjacken bei diesen Mengen streiken würden? Genau: Im Trockenen klettern! Nachdem Boulderhalle Nummer 1 erst am späten Nachmittag die Pforten öffnen wollte, musste das Auto nach nun bereits fast 900 Kilometern erneut auf die Piste. Wir fuhren also in die einzige Kletterhalle der Region nach Verona. Nach eigenen Angaben eine der größten Hallen Europas.
Fast zwei Stunden wunderschöne Küstenstraßen entlang cruisend später erreichten wir diese dann auch. Sicher ist die Halle nicht eine der größten Europas, aber die Qualität der geschraubten Routen war wirklich gut. So konnten wir uns die Finger ordentlich lang ziehen. Wer also einmal etwas Zeit hat und eine schöne Kletterhalle sucht – das King Rock in Verona am Gardasee wartet.
Am Samstag besserte sich die Wetterlage. Sonne lächelte vom Himmel. Also nach dem Frühstück schnell los. Das Ziel eine Klettersteigrunde: Vier Klettersteige an einem Tag. So ging es mit dem Auto ein paar Kilometer nach Biacesa und von dort aus über verschiedene leichte, aber immer mit tollen Aussichten belohnende Klettersteige erst auf den Cima Capi (909 m) und dann weiter auf den Cima Rocca (1.090 m). Auf dem Weg geht man an vielen Stellungen aus dem ersten Weltkrieg vorbei, teilweise mit Stirnlampen auch mittendurch. Am Gipfel dann wieder der tolle Blick auf den Gardasee.
Am Abend zurück wartete bereits das Stammlokal am Platz, das Ristorante Pace mit unglaublich leckeren Pizza- und Pastagerichten. Und eh man in Arco einmal schwarz sieht, geht man lieber in die „Schwarze Katze“ (Il Gatto Nero) – einem beliebten Pub auch bei anderen Vertikalakrobaten.
Am Sonntagmorgen ging es dann, leider, schon wieder in Richtung Heimat. Auch hierbei machte uns das Wetter die Abreise aber nicht schwer: Es regnete. Und schneite. Und … regnete – von Arco ganze 12 Stunden lang bis Sangerhausen durch.
Alles in Allem dennoch eine schöne, unverhoffte Tour. Nur die Drei Zinnen müssen so noch etwas auf unsere Besteigung warten.