Schneeschuh-Touren und Schmankerl in den winterlichen Allgäuer Hochalpen

In den Wintermonaten gibt es eine nur recht begrenzte Anzahl an DAV Hütten, die
bewirtschaftet geöffnet haben. Um weiterhin unserem Credo zu folgen, etwas Neues zu
entdecken und wir in der Vergangenheit schon die eine oder andere Winterhütte besucht
haben, so fiel meine Auswahl in diesem Januar des noch ganz jungen Jahres 2024 auf die
„Schwarzenberghütte“, gelegen in den Allgäuer Hochalpen.
Neuschnee gab es bereits die Tage vor des geplanten Reisetermins. So ergab sich für den
anvisierten Reisezeitraum eine gute Wetterprognose, verbunden mit der Aussicht auf viel
Sonnenschein. Der Lawinenlagebericht, betreffend der Aktionstage oben am Berg,
signalisierte für die montane Zone die 1 (geringe Gefahr), für die sub- & alpine Zone
hingegen die 3 (erheblich).
Die Anreise bot das erste kleine Abenteuer bei der Autobahnabfahrt „Niederstotzingen“.
Einige Landwirte blockierten – im Rahmen ihrer Proteste gegen die neuesten Pläne der
Ampel-Regierung – mit ihren Traktoren die Auf- und Abfahrt der Autobahn A 7. Zum Glück
konnte ich sie nach zirka zehn Minuten überzeugen, mich durch ihre Blockade hindurch zu
lassen, wollte ich doch pünktlich zur vereinbarten Zeit meinen Kameraden, Thomas Stäbler,
in seiner Günzburger Dienstwohnung zur Weiterfahrt in die Allgäuer Bergwelt abholen.
Nun ging es reibungslos weiter nach Hinterstein, einem Ortsteil von Bad Hindelang.
Die Webseite der Hütte empfiehlt für mehrtägige Gäste den Hintersteiner Ortsparkplatz
„Säge“. Dieser befindet sich so ziemlich am Anfang des langgezogenen Ortes, an dessen
anderem Ende die Tour zur Hütte beginnt. Bei unserer Fahrt durch den Ort entdeckten wir
eine private Parkmöglichkeit, die sich einerseits geringfügig näher am Ausgangspunkt unserer
Tour befand und die andererseits ein preisgünstigeres Dauerparken erlaubte.
Nun lag eine knapp 12 Kilometer lange Winterwanderung zur Hütte vor uns. Hinterstein
befindet sich auf zirka 860 m, die Hütte auf zirka 1.380 m. Die Schneeschuhe brauchten wir
für diese Etappe noch nicht anzulegen, da der Winterwanderweg weitestgehend gespurt
worden war.
Die erste Wegstrecke von 9,5 Kilometern zum „Berggasthof Giebelhaus“ auf 1.060 m verlief
eher im moderaten Auf und auch mal Ab. Dort, am Abzweig zur „Schwarzenberghütte“, die
noch verbliebenen 2,5 Kilometer und 320 Höhenmeter durch den Wald, signalisierten uns nun
doch, dass man, wenn man auf einen Berg hinauf möchte, auch hinauf gehen muss. Soll
heißen: Die Steigung erlangte nun einen neuen Charakter. Dient doch dieser Part des Weges
zudem als winterliche Schlittenabfahrt von der „Schwarzenberghütte“ hinunter zum
„Giebelhaus“.
Oben angekommen im „Paradies“, in welchem sich die „Schwarzenberghütte“ befindet,
begrüßten uns die Hüttenwirtin Diana und ihr Freund Max recht herzlich. Ehrlicherweise
erklärte sie mir, dass es in zwei Schlafkammern der Hütte seit einiger Zeit ein Problem mit
Bettwanzenbefall gäbe. Sie würde uns daher ein Zimmer geben wollen, in dem bisher keine
Auffälligkeit für dieses Problem zu Tage trat. Tatsächlich las ich vor einiger Zeit in der
Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins „Panorama“, dass etwa 10 Prozent der DAV Hütten
ein Problem mit Bettwanzen haben. Wir konnten glücklicherweise während unseres
viertägigen Aufenthalts nichts dergleichen feststellen.
Nach unserer ersten Nächtigung und einem leckeren Frühstücksbüfett ging es auf zur ersten
Bergtour, die uns über die Waldzone hinaus führte. Wir folgten zuerst dem Weg, welcher zum
„Engeratsgundsee“ (1.900 m) ausgeschildert war. Im weiteren Verlauf verließen wir diesen
allerdings auf 1.640 m, entgegen derer, welche mit Skiern den Hauptpfad weiter verfolgten.
Wir entschieden uns dafür, fortan weiter wegloses Terrain zu spuren und stiegen in Kehren
den Hang unterhalb des „Laufbichel“ (2.042 m) weiter empor. Die Steigung und der Hang
schienen kein Ende zu nehmen. Nach dem einen Hügel, kam der nächsthöhere Hügel – und so
ergab es sich im weiteren Verlauf, dass wir bereits auf den „Laufbichel“ (2.042 m) drauf
schauten.
Da auch die Uhrzeit mit uns Schneeschuh gewandert war, mussten wir diese natürlich auch
stets im Auge behalten, um die erforderliche Umkehrzeit nicht zu verpassen. So erkoren wir
uns als höhenbezogenen Umkehrpunkt den „Auf dem hohen Bichel“ (2.132 m) aus. Damit
hatten wir mein ursprünglich geplantes Tagesziel „Auf dem Falken“ (2.088 m) um 44
Tiefschnee-Höhenmeter übertroffen.
Nun genossen wir die Rundumsicht. Viele der Gipfel, auf die wir noch tags zuvor respektvoll
von unten des Weges kommend aufschauten, lagen nun unter unseren, mit Schneeschuhen
aufgerüsteten Bergschuhen. Der Blick auf den eingefrorenen und tief verschneiten
„Engeratsgundsee“ war gleichermaßen beeindruckend. Einzig und allein die beiden Daumen-
Gipfel („Großer“ 2.280 m, „Kleiner“ 2.197 m) waren in nächster Nähe marginal höher als
unsere Position. So genossen wir nicht nur unseren heißen, mit köstlichem Honig versüßten
Tee aus der Thermoskanne, sondern auch die Thüringer Knackwurst mit Brot auf unserer
Allgäuer Hochalpen Loge.
Für den Rückweg wählten wir die Aufstiegsroute, da wir im Winter und angesichts der noch
wenigen Stunden des Tageslichts keine Experimente eingehen wollten. Zweifelsohne bieten
sich für den Sommer, in dieser so herrlichen Region der Allgäuer Hochalpen, ganz andere
Möglichkeiten in der Kombination von Pfaden.
Später im Abstieg, schon recht weit unten, entdeckte ich eine natürliche Rampe in das
Waldstück oberhalb der „Schwarzenberghütte“, die sich als eine mögliche weglose
Schneeschuh-Tour für den nächsten Tag anbot.
Im allerletzten Licht des Tages, die Sonne war bereits hinter den Bergen versunken, erreichten
wir unsere Unterkunft. In jenem malerischen Ambiente genossen wir, draußen im Schnee vor
der Hütte, einen liebevoll zubereiteten Glühwein unserer Wirtin Diana. Dies sind beileibe die
schönsten Momente im „Paradies“! Danach verwöhnte sie uns mit einer wohlschmeckenden
Abendmahlzeit. Serviert wurden hausgemachte Rinderrouladen, Blaukraut und Spätzle, Salat
und Schokomousse. Ja sicher gab’s dazu auch ein Weißbier und später ein Enzian-
Betthupferl.
Nach den in der Summe 1.615 Auf- und Abstiegs Höhenmetern im Schnee des Vortags,
wollten wir den dritten Tag auf Tour bezüglich der Höhenmeter ein wenig reduzieren.
Schon der Morgen begrüßte uns mit einem wolkenlosen Himmel. Zugleich war es abermals
windstill. Also perfekte Bedingungen, um mit den Schneeschuhen bergauf zu steigen. Ich
schlug vor, die tags zuvor von mir gesichtete natürliche Rampe, welche weglos hinauf in das
Waldstück oberhalb der Hütte zu führen schien, auszuprobieren. Thomas stimmte meinem
Vorschlag zu und schon spurte ich voraus. Nach einer Weile erreichten wir eine Waldlichtung
mit einem sich deutlich daraus empor hebenden Hügel, unterhalb dessen sich eine kleine
Jagdhütte befand. Ein angebrachtes Schild an der Hütte verkündete, es handele sich um den
„Oberen Schwarzenberg“, der mit seinen 1.462 m der Hausberg der Hütte ist. Die Bergsucht
war für mich allerdings noch nicht befriedigt. Deshalb schaute ich noch ein Stück weit den
ziemlich steilen Hang in Richtung des Berges „Hengst“ (1.989 m) hinauf, um dann im
weiteren Verlauf festzustellen, dass auch Schneeschuhe, in Bezug auf die Steilheit einer
Bergflanke, ihre Grenzen der Einsatzmöglichkeiten haben. So kehrte ich bei 1.520 m um.
Zurück auf dem Gipfel des „Oberen Schwarzenberg“ gab es erst einmal eine Stärkung aus
dem Rucksack mit Genuss-Panorama. Ist er zwar hinsichtlich seiner Höhe ein eher kleiner
Gipfel im Ensemble der Allgäuer Hochalpen, so bietet er dennoch eine grandiose
Rundumsicht, dieser „Obere Schwarzenberg“.
Für den Rückweg zur Hütte und für Glühwein war es uns nun noch ein wenig zu früh. Darum
schlug ich Thomas vor, noch eine Runde mit den Schneeschuhen zu laufen. Unsere spontane
Route führte uns vom „Oberen Schwarzenberg“ (1.462 m) hinab zur „Alpe Engeratsgund“
(1.150 m), von dort aus durch den winterlichen Wald zum „Giebelhaus“ (1.060 m), um dann
wieder von jenem Punkt aus hinauf auf die „Schwarzenberghütte“ zu steigen. – Gesagt, getan.
Genau zum richtigen Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, also zur Glühwein-Zeit, erreichten wir
unsere Hütte. An unserem letzten Abend gab es noch einmal ein Festmahl aus der Küche von
Diana und Max. Darin enthalten war ein Salatmix, Käsespätzle und ein Kaiserschmarrn.
Der Wecker schellte schon um 05:00 Uhr morgens. Aufstehen, frisch machen und
Frühstücken standen auf dem Plan. Nach dem Packen der Rucksäcke ging es hinaus in die
Dunkelheit und in die Kälte. Die Schlitten warteten schon auf uns. Und so ging es die 2,5
Kilometer und 320 Höhenmeter in Kehren durch den Wald mit dem Rucksack geschultert und
der Stirnlampe auf dem Kopf hinunter bis zum „Giebelhaus“.
Dort angekommen sahen wir den noch folgenden, herrlichen 9,5 Kilometern Fußmarsch
zurück nach Hinterstein, die uns durch den „Hintersteiner Talboden“ führten, freudig
entgegen. Mit jedem Schritt nach unten wurden die Berge der Allgäuer Hochalpen für uns als
Betrachter ringsherum wieder mächtiger. In Anbetracht der winterlichen Landschaft mit ihren
Schneemengen war es für uns kaum zu glauben, dass wir noch tags zuvor auf viele dieser
Berggipfel drauf schauen konnten. – Es hat mal wieder alles gepasst.
Thomas Heinz, co. Alexander Heinz
im Januar 2024

Ein Feierabend- Glühwein vor der Schwarzenberghütte.
Sonnenuntergang im „Paradies“
Gipfelblick vom „Auf dem Hohen Bichl“ 2.132 m über das Laufbichler Kirchl (vorn), und dominant hinten der Hochvogel 2.592 m
Panorama Gipfelblick
Thomas Stäbler blickt fasziniert ins Ensemble der Allgäuer Hochalpen um kurz darauf ebenso oben, „Auf dem Hohen Bichl“ anzukommen. 2.132 m
Nächster Morgen, die Hüttenkatze überwacht den ordnungsgemäßen Eintrag ins Hüttenbuch.
Auf dem Weg zum Oberen Schwarzenberg.
Unsere einsame Schneeschuh- Spur am Oberen Schwarzenberg.
Der malerische Hintersteiner- Talboden.